„Tanzen im Turm – eine Spurensuche im Werk von Silja Walter“. Die beiden Schriftsteller Franz Walter und Freddy Allemann hatten für ihre Lesung im Museum HAARUNDKAMM Mümliswil den Fokus auf die vielfältige Walter-Familiengeschichte ausgerichtet. Das Museumsfoyer war gut gefüllt, als Museumspräsidentin Elvira Bader die Gäste begrüsste, viele davon aus Richtung Langenbruck angereist. Dem für die musikalische Umrahmung engagierten Chäller Chörli Liestal ging der Ruf voraus, dass es sich für seine Auftritte lohne, auch längere Wege in Kauf zu nehmen. Mit einer breiten Palette von Gospel über Polo Hofer bis zu einem Mundartlied auf Walliserdytsch bewegte sich der Gesang der geschulten Stimmen durchwegs auf hohem Niveau und verbreitete im Saal eine heiter-lockere Stimmung, die perfekte Ergänzung zu den Textvorträgen.
Franz Walter und Freddy Allemann sind beide mit der 2011 verstorbenen Dichternonne verwandt. Das Motiv des Turms mit seinen verschiedenen Etagen spielte in fast allen ausgewählten Texten eine Rolle. Über fünf Jahrhunderte hin wurde das Leben der Walter-Vorfahren gegenwärtig, versammelt um einen symbolischen Tisch, wo sich über Zeit- und Sprachgrenzen hinweg die verschiedenen Generationen unterhielten. Auszüge aus „Der Kamm der Queen“, Silja Walters letztem Werk, trafen sich mit heiteren Jugenderinnerungen aus dem Bändchen „Der Wolkenbaum“.
Weitere Zitate stammten aus „Eine Insel finden“, einem verschriftlichten Gespräch, welches Silja mit ihrem leiblichen Bruder Otto F. im Jahre 1983 geführt hatte. Damals waren sich die zwei bekannten Autoren und Geschwister mit ganz unterschiedlichen Biographien auf Radio SRF begegnet. Ebenso zog ein Text aus einem unveröffentlichten Skript, „Die Nonne“, vorgetragen von Freddy Allemann, das Publikum in seinen Bann. Die Reaktionen fielen durchwegs positiv aus: Texte und Musik, quer durch alle symbolischen Etagen gesprochen und gesungen, begeisterten und hallten im Geist lange nach. Verschiedene Besucher äusserten, sie hätten durch diesen facettenreichen Abend einen neuen Zugang zu Silja Walter erhalten. (jhm)
Fotos: Ursula Schärli
